Überwiegende Mehrheit der Menschen wäscht heutzutage ihr Haar regelmäßig, viele sogar täglich. Es war nicht immer der Fall. Sie finden quer durch die Geschichte und verschiedene Zivilisationen eine Menge unterschiedlicher Auffassungen der Haarpflege und manche Jahrhunderte kann man ohne Scham buchstäblich als finstere Zeit der Haarpflege bezeichnen. Es stand im Vordergrund immer eher das, was man anhat. Und man beschäftigte sich damit, wie man den unangenehmen aus einer mangelhaften Hygiene entspringenden Körpergeruch am besten kaschieren kann. Und das Haar? Es stand am eigentlichen Rande des Interesses.
Aber das Haar erlebte in den letzten Jahrtausenden auch helle Augenblicke. Es war nicht ganz so wie heute, wo Sie ins Geschäft kommen und aus Hunderten von Shampoos, Conditionern, Haarmasken, Haarfarben und Stylingprodukten auswählen können. Das Angebot auf dem Markt war gleich Null und unsere Vorfahren mussten sich mit eigenen Kräften helfen. Wohlgemerkt, manchmal gab es ganz seltsame Methoden. Ein andermal waren diese sogar gesundheitsgefährdend. Bizarre heiße Werkzeuge und gefährliche Chemikalien. Mit dem gleichen Zeil wie heute. Perfektes Haar zu haben. Wie wickelte sich die Geschichte der Haarpflege ab?
Hochentwickelte antike Zivilisationen vernachlässigten ihr Haar nicht im Geringsten. Zum Beispiel das trockene und heiße Klima des altertümlichen Ägyptens schrieb Frauen kürzere Frisuren vor, Männer rasierten ihre Köpfe sogar ganz glatt. Die Ägypter werden heutzutage als eines der ersten Völker betrachtet, das gezielt das Haar entfernte.
Wir alle wissen, wie das Haar unter dem Andrang der Sonnenstrahlen leidet und dies wussten vor Tausenden von Jahren auch ägyptische Frauen. Aus diesem Grund trugen sie auf die Haare und die Kopfhaut Mandel- und Rizinusöl auf, die die Haare nähren und zugleich deren Wachstum ankurbeln sollten. Wissenschaftler entdeckten, dass Ägypterinnen auch den Hennafarbstoff kannten und ihn zum Kaschieren der grauen Haare benutzten. Und in manchen Gruften wurden gleichzeitig mit Mumien auch einfache Zangen zum Aufdrehen der Haare gefunden. Na also, entdecken Sie in Ihrer heutigen Haarpflege und der Haarpflege des altertümlichen Ägyptens manche Gemeinsamkeiten? Unserer Meinung nach ist das gar nicht so schwierig.
Antike Griechinnen und Römerinnen pflegten ihre Haare mit Olivenöl und färbten regelmäßig ihre Haare. Römische Frauen hellten ihre Haare angeblich mit Taubenkot auf und eine weitere Kuriosität stellte selbstgemachte schwarze Haarfarbe dar. In Essig eingelegte Blutegel ließ man ein paar Monate in bleiernen Gefäßen gären und mit der entstandenen Paste wurde das Haar schwarz gefärbt. Aber jetzt Schluss mit Hausrezepten fürs Haarefärben. Welche Frisuren wurden damals getragen? In Griechenland waren Dutts mit ein paar Haarsträhnen, die das Gesicht umspielten, üppig verzierte Diademe, Stirnbänder und metallene Haarklammer, die den Gesellschaftsstatus widerspiegelten, angesagt. Römerinnen bevorzugten einfache Schmucke und offene Haare.
Im altertümlichen Assyrien gehörten lockige Haare zu den größten Trends. Könige und Adel drehten aus diesem Grund das Haar mit Hilfe der über dem Feuer glühend gewordenen Metallstangen auf. Dies ging aber wahrscheinlich ohne Brandwunden auf der Haut nicht ab. Probieren Sie das zu Hause lieber nicht und greifen Sie zum modernen Lockenstab oder probieren Sie andere sichere Methoden für das Locken- und Wellenmachen aus.
Gerade im Mittelalter sank einigermaßen das Interesse an den Haaren, das Baden des ganzen Körpers wurde damals sogar für ungesund gehalten. Aber auch aus jener Zeit stammen interessante Rezepte für die Haarpflege. Zum Beispiel verbranntes Gerstenbrot, das man mit Salz und Bärenfett vermischte, sollte das Haarwachstum beschleunigen. Die Mischung aus Tee, Ziegenmilch, Ulmenrinde, Weidewurzel und Schilfwurzel sollte wiederum das Haar kräftigen. Zu weiteren bewährten Ingredienzien gehörte Essig, Rosmarin, Brennnessel, Minze, Thymian und weitere Kräuter, von denen Sie viele auch in der heutigen Kosmetik finden.
Aber auch das Mittelalter hatte seine Schattenseiten. Zum Beispiel wenn Frauen das Haar mit Pferdeharn aufhellten. Oder das beliebte Styling-Präparat, das durch das Ankochen von Echsen in Olivenöl entstand. Die Haarwäsche mit Laugenseife und das Formen des Haars mit Hilfe von Speckfett. Na, rücken wir lieber weiter in die nächste Ära vor.
Versetzen wir uns ins elisabethanische England hinein, in die Zeit Shakespeares und der Königin Elisabeth I. In diesem Zeitalter festigten und stylten Frauen das Haar mit Fett. Das klingt wohl nach all den mittelalterlichen Praktiken nicht so schlecht. Mindestens nicht bis zum Zeitpunkt, wo der unwiderstehliche Duft ihrer Mähne in der Nacht Ratten und Wanderratten anlockt. Da kamen verschiedenartige Schlafmützen oder sogar spezielle Käfiglein ins Spiel, in denen die unglücklichen Frauen ganze Nächte verbringen mussten. Sie griffen aber jedenfalls morgens wieder zu Fett und waren wieder chic und glücklich. Für die Schönheit muss man einfach leiden, egal was alles das nach sich zieht.
Apropos Tierschädlinge, das große Problem des aufgeklärten 18. Jahrhunderts waren Läuse. Männer fanden eine einfache Lösung – sie rasierten das Haar glatt und investierten in hochwertige Perücken. Diese wurden aus menschlichem Haar hergestellt, aber manchmal auch aus Pferde- oder Ziegenfell. Die Perücken waren hinsichtlich Pflege weit weniger anspruchsvoll als eigenes Haar. Je weißer die Perücke, desto begehrter der Inhaber. Weniger wohlhabende Menschen streuten in die Perücken Unmengen von Mehl, Reichere verwendeten zum selben Zweck Stärke sowie duftende ätherische Öle. Frauen färbten die Perücken sogar in Pastell - Rosa, Blau sowie Lavendeltöne standen hoch im Kurs.
Ganz am Ende des 19. Jahrhunderts übernahm ein gewisser Hans Schwarzkopf die Initiative. Sein Name erscheint Ihnen sicherlich vertraut. Schwarzkopf erfand das erste Haarshampoo in Form eines in Wasser löslichen Pulvers. Im Hinblick auf die wilde Geschichte der Haarpflege wird Sie wohl nicht überraschen, dass dieses Shampoo sofort ein Schlager war. Ein paar Jahre später, im Jahr 1927, brachte dieselbe Marke das erste flüssige Haarshampoo auf den Markt und Schwarzkopf wurde ein Magnat im Bereich der Haarpflege.
Es ist interessant, dass die berühmte New York Times noch im Jahr 1907 einen Artikel mit der Empfehlung der damaligen Haarspezialisten abdruckte. Im Artikel erfuhren die Leser, dass es absolut reicht, das Haar alle zwei Wochen zu waschen. Ist das Haar gut in Form, kann man die Zeitspanne zwischen zwei Haarwäschen bis auf vier bis sechs Wochen verlängern.
Das ist wohl für die meisten von uns heutzutage unvorstellbar, die New Yorker Experten wussten aber wahrscheinlich sehr gut, was sie behaupten. Oder sie ahnten es wenigstens. Die regelmäßige Haarwäsche mit den „modernen“ Shampoos löste nämlich die Nachfrage nach Conditionern. Die ersten Shampoos konnten wahrscheinlich mit möglichst schonenden Formeln nicht prahlen, überdies führte ihre einfache Anwendung zu einer häufigeren Haarwäsche, und das wirkte sich negativ auf den Haaren aus.
Die neu entstehenden Hersteller der Haarkosmetik bewältigten es spielend. Sie eilten mit verschiedensten Conditionern, Haarmasken und anderen pflegenden Präparaten herbei, um dem Haar die Schönheit zurück zu schenken. Überdies kehrt die Haarpflege unauffällig zu ihren Wurzeln zurück, denn eines der beliebtesten Produkte der letzten Jahre ist ja das Haaröl. Unter den häufigen Aktivstoffen der Haarkosmetik finden Sie viele Pflanzenextrakte, die Frauen seit Jahrhunderten kennen. Aber denken Sie, dass jemand ins dunklere Mittelalter oder in die Ära der Aufklärung würde zurückkehren wollen? Das bezweifeln wir stark. Welch ein Glück, dass das Angebot an Haarpflege heutzutage derart breit ist, dass uns nichts zwingt, mit den merkwürdigsten Ingredienzien zu experimentieren. Schauen Sie sich die beliebtesten Haarpräparate der heutigen Zeit an.
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